Die Stimme der Distel
Sie kommen aus Eilenburg, Oschatz, Wurzen, Wittenberg – und zusammen sind sie die Band „Voice of Thistle“, die Stimme der Distel. Denn die Distel, das ist die schottische Nationalpflanze.
Und die Musik der fünf Bandmitglieder ist von schottischen und irischen Klängen geprägt.
Von Kristin Engel
Humor und musikalisches Talent – eine tolle Mischung, die die Bandmitglieder von „Voice auf Thistle“ sehr gut draufhaben. Gerne hätten sie in der zurückliegenden Weihnachtszeit ihr Publikum auch mit Live-Musik erfreut. Doch die Corona-Pandemie machte ihnen wieder mal einen Strich durch die Rechnung – und es sollte nicht sein. Umso dankbarer sind sie über die Auftritte, die hinter ihnen liegen. Ein Highlight in diesem Jahr war für sie vor allem das verloste „Wohnzimmerkonzert“. „Es waren in etwa 20 Personen da. Es wurde vom Wohnzimmer nach draußen in den Garten verlegt, damit auch die Nachbarn dabei sein konnten. Es war eine wunderschöne familiäre Atmosphäre. Für mich persönlich das schönste Konzert in diesem Jahr“, sagt Kristin Bittig aus Oschatz, die Flötistin der Band.
Ein eingespieltes Team
Die Monate September bis November waren voll mit Auftritten in Oschatz und Wermsdorf, es gab ein Konzert beim Herbstfest in Wurzen und es konnten Auftritte zur „Keltischen Nacht“ in Leipzig stattfinden. In der Zeit war Proben aus Zeitgründen gar nicht möglich. Doch das musste auch gar nicht sein. Durch die regelmäßigen musikalischen Abende waren sie ja die ganze Zeit in Übung. Zudem sind sie ein eingespieltes Team. Schließlich machen sie seit 20 Jahren gemeinsam Musik, auch wenn sich die Zusammensetzung mehrfach verändert hat.
„Die ersten vier oder fünf Jahre waren eigentlich nur Probejahre. Auftritte gab es damals nicht. Okay, ich gebe es zu. Ich wollte eigentlich mal in der Bravo erscheinen“, sagt Chris lachend. In die Bravo kam die Band (noch) nicht, aber bei den Highland Games standen sie bald auf der Bühne. Denn mit ihrer schottischen Musik passten sie hier bestens hin. „Olaf, Peter und ich waren die ersten – die Urgesteine.
Doch auch Kristin war relativ zeitig mit dabei. Sie ist damals zu uns zur Bühne gekommen, sagte, dass sie unsere CD gekauft hat und gerne mit ihrer Flöte bei uns mitspielen würde. Wir sagten u und sie passte wirklich toll zu uns. Da sie dann jedoch gerade ihr Abitur machte, stieg sie für einige Zeit aus.
Seit zwei Jahren ist sie wieder zurück. Beim 20. Jubiläum der Highland Games in Trebsen sind wir uns
wieder über den Weg gelaufen“, erinnert sich Chris.
Hin und wieder in die rockige Richtung
Eins, zwei, drei, vier. Da fehlt doch noch ein Bandmitglied? Jens Herrling aus Eilenburg. Jens kam vor über zehn Jahren zur Band. Eigentlich als Fotograf. Dann stellte sich heraus, dass er auch Musik macht. Erst am Schlagzeug, später Gitarre und schließlich sogar Banjo und Mandoline. Hin und wieder geht die Band in die rockigere Richtung. Dann kommt auch mal das Schlagzeug zum Einsatz – da wechseln sich Jens unChris ab. Doch meistens verzichten sie auf das „Trommelgedöns“.
Einer der ersten Auftritte der Band war 2004 auf Rügen. Auf einem Zeltplatz wollten sie Straßenmusik machen und über den Bandnamen sinnieren. So entstand der Name „Voice of Thistle“ – Stimme der Distel. „Die Distel ist das schottische Nationalgewächs. Zu dieser Zeit machten wir fast ausschließlich schottische Musik. Die irische kam erst einige Zeit später dazu. So entstand ,Voice of Thistle‘“, erzählt Peter Hildebrandt aus Wittenberg.
Doch warum in die irische Richtung? „Bei irischen Liedern kann man das Publikum mehr zum Mitmachen animieren. Die Songs sind bekannter und schneller. Schottische Lieder sind eher ruhiger. Bei Stadtfesten oder ähnlichem wollen die Gäste etwas Schnelleres hören“, sagt Jens.
Partystimmung – und nur ruhige Musik dabei
Das erinnert die Band an den ersten Auftritt zusammen mit Jens. Damals, beim Traktortreffen in Hohburg, waren die Leute in Partystimmung. Doch die Band hatte nur ruhige schottische Musik im Gepäck. Einer der schlimmsten Auftritte in ihrer Karriere, finden die Bandmitglieder.
Doch die erfolgreichen Konzerte überwiegen. So blieb der Auftritt in Rochlitz vor etwa fünf Jahren in Erinnerung. „Für mich war das Konzert der Hammer. Es hat alles geklappt, das Publikum war gut drauf“, erinnert sich Peter. Und Jens ergänzt: „Zu dieser Zeit hatten wir wirklich viele Auftritte und waren auf jedes Konzert gut vorbereitet. Ich erinnere mich noch an diesen Auftritt im Hochsommer. Es herrschten über 30 Grad. Ich weiß noch, dass ich dem Veranstalter barfuß von Stein zu Stein hüpfend folgte, um noch ein paar Sachen zu besprechen. In diesem Moment, zwei Stunden vor Beginn, wurden dann die Tore geöffnet und da stand eine riesige Menschenschlange. Ich war so überwältigt.“ „Einige Bekannte von uns wollten noch nachkommen“, fügt Chris hinzu. „Die mussten nach Hause geschickt werden, weil alles ausverkauft war.“
Auf großer Bühne beim Tag der Sachsen
Spektakulär war für die Band auch der Auftritt beim Tag der Sachsen in Wurzen 2015. Ein weiterer denkwürdiger Auftritt war vor fünf Jahren. Da hat die Band eine eigene Dinnershow aufgeführt – zusammen mit Tänzern und anderen Künstlern. Für nächstes Jahr ist angedacht, die Veranstaltung erneut aufzuführen.
Für Kristin war das Wohnzimmerkonzert das Highlight der letzten Zeit. Ein solches noch mal zu wiederholen, kann sich die Band gut vorstellen. Doch mehr noch haben die Musiker den Anspruch, sich immer auch etwas Neues zu überlegen. Meistens haben sie so viele Ideen, dass viele schnell wieder in Vergessenheit geraten. Schließlich gehen alle neben der Musik ihrem normalen Beruf nach. Da bleibt wenig Zeit für große Projekte.
Auch das Video zu Weihnachten ist mit viel Aufwand verbunden. Einiges an Ausrüstung wurde dafür angeschafft – so wie eine Kameradrohne. Im vergangenen Jahr war der Dreh auch mit viel Mühe verbunden, da sich zu dieser Zeit nur zwei Personen gleichzeitig treffen durften. So machte sich Jens auf die Spur, um jedes Bandmitglied einzeln zu besuchen. Was dabei rausgekommen ist, kann man auf der Facebookseite der Band oder auf YouTube sehen.
Aktuell sind gleich zwei neue CDs der Band in Arbeit. In den Aufnahmen für die CD, die den Live-Charakter transportieren soll, stecken sie gerade mitten drin. „Bei der zweiten wollen wir das machen, auf was wir Lust haben.“ Gibt es auch selbst geschriebene Lieder? Tatsächlich gibt es da eins. Dies hat Jens für seine Freundin geschrieben, die er in Klosterbuch kennengelernt hat. „Das war so schön mitzuerleben, als wir das zu ihrem Geburtstag gespielt haben. Die Geste war so toll“, sagt Kristin.
Für 2022 sind schon zwei Konzerte geplant
Das Lied wird auch in einer etwas abgewandelten Version auf dem Album erscheinen. Einen weiteren eigenen Song hat Jens bereits vorbereitet. Ob er jemals bühnentauglich wird, wird sich noch zeigen. „Zudem wollen wir für unser Weihnachtsvideo im Jahr 2022 einen eigenen Weihnachtssong schreiben“, ergänzt Chris. Für 2022 sind bereits zwei Konzerte geplant. Zum einen im Juli zur irischen Nacht in Rochlitz und zum anderen zur kleinen Gartenschau in Oschatz.